Range Rover Sport 5.0 V8 SC SVR im Test: Geländegängige Angriffs-Lust (2024)

In Geschichten über britische Traditions-Geländewagen schwappt ja gern mal eine amtliche Ladung Schlamm über die Motorhaube, gelingt Freiwühlen aus hinterhältigem Treibsand nur durch den gewitzten Einsatz von Fußmatten (oder waren es Nylonstrumpfhosen?), während am Ende, beim gemeinsamen Dachhimmel-Kärchern, alle mächtig stolz auf ihre Abenteuer zurückblicken. Solche Heldentaten finden sich auf den nächsten Seiten eher nicht.

Ein Blick in die Radhäuser des Range Rover Sport SVR zeigt nämlich, worum es den Entwicklern in Wirklichkeit ging: Mit 22-Zoll-Alurädern und Hochgeschwindigkeitsreifen der Dimension 295/40 statt gemütlicher Ganzjahres-Universalisten tritt der SVR gegen Cayenne Turbo, GLE 63 AMG und X5 M an. Also Startknopf drücken und dem 550PS starken V8 beim Warmmachen zuhören. Schon im Leerlauf grollt der kompressorbewaffnete Fünfliter angriffslustig los, um ab mittleren Drehzahlen jede Zurückhaltung abzulegen: Elektronisch gesteuerte Ventile öffnen Abkürzungen im Abgastrakt, worauf ein ganzes Blasorchester die Gehörgänge der Insassen frei putzt.

Der Gegenentwurf zu AMG, M & Co.

Fast nebenbei springt der Range Rover Sport SVR in 4,9 Sekunden auf Tempo 100, was sich durch die hohe Sitzposition wesentlich brachialer anfühlt, als der Wert vermuten lässt. Selbst ein Porsche Cayenne ist acht Zentimeter flacher und wirkt vom Range Rover Sport SVR-Ausguck aus zum ersten mal fast zierlich. Auf der Geraden scheint der 2,4-Tonner zig Zentner Ballast abzuwerfen. Zum Auf-und-davon-Stürmen reichen schon mittlere Drehzahlen aus, wenn 680Nm Drehmoment anpacken.

Das Jahr 2015 wird bei Land Rover in die Geschichte eingehen: Der knochige Ur-Defender sagt Tschüss, während der Range Rover Sport SVR die Bühne betritt. Was einiges aussagt über eine Marke, die durch frisches Kapital ihrer indischen Eigner an Kraft gewonnen hat, von Absatzrekord zu Absatzrekord eilt und Luxusprodukte für Regionen der Erde baut, die früher höchstens per Huftier erreichbar waren. Na ja, oder im Defender.

Die abgelegenen Gebiete von einst sind inzwischen vermutlich mit einem eigenen Autobahnzubringer gesegnet. Also fädeln wir den Range Rover Sport SVR ein, blubbern erst mal gemütlich dahin und geben beim Tempolimit-Ende-Schild Vollgas. Die 200er-Marke ist ruck, zuck passiert, Schluss ist erst bei 260. Die riesige Stirnfläche schiebt Luftmassen auseinander, die dem Defender vermutlich sämtliche Nieten aus der Karosse gezogen hätten. Unser Range Rover Sport SVR hechtet jedoch einfach drunter durch und lässt die Wogen hinter sich zusammenschlagen. Haben sich hinter uns ein paar Smart in der Windschleppe verheddert? Nein, da kommt erst mal lange nichts. Dass ein Range Rover Sport SVR Prototyp im letzten Jahr mit 8,14 Minuten einen neuen Nordschleifen-Rekord für SUV aufgestellt hat, glauben wir auch angesichts der fest zupackenden und äußerst standfesten Bremse.

Stärkster Range Rover aller Zeiten

Dabei soll sich der stärkste Range Rover aller Zeiten im Gelände gar nicht mal so schlecht anstellen, glaubt man Tester-Kollege Stegemann. Der balancierte den Range Rover Sport SVR durch englische Bachläufe und Geröllhalden und ist bis heute beeindruckt davon, aus wie wenig Untergrund der dicke Pott viel Vortrieb macht. Als hilfreich erweisen sich dabei die Geländeuntersetzung und eine Erhöhung der Bodenfreiheit per Luftfederung – Landy-Spezialitäten, die dem Topmodell Range Rover Sport SVR nicht vorenthalten wurden.

Nicht weniger überzeugend: die Arbeit der Achtstufenautomatik von ZF, die auf Stellung Sport schon beim Anfahren mit ordentlich Zug auf dem Drehmomentwandler Bereitschaft signalisiert und dank halbierter Schaltzeiten sowie griffiger Lenkradpaddel Gang um Gang serviert. Im Komfortmodus des Range Rover Sport SVR wiederum hält sie das Drehzahlniveau nervenschonend niedrig und verschleift Schaltvorgänge ruckfrei.

Dieses Sowohl-als-auch ist vielleicht der größte Unterschied zu den Renn-Trucks deutscher Hersteller, die mit ihrem Dauer-Aktionismus auch mal nerven. Der Range Rover Sport SVR fährt hingegen entspannt geradeaus und federt wohlwollend, ohne bei Richtungswechseln allzu hohe Seitenneigung zuzulassen.

Lounge aus Windsorleder

Trotzdem: So gut der Range Rover Sport SVR seine Leibesfülle auf der Geraden kaschiert, in Kurven spürt man das Gewicht. Dann, wenn es richtig eng wird, schiebt er schon mal mit der Schnauze geradeaus, lässt sich von Bodenwellen im Kurveneingang aus dem Tritt bringen. Schmale Landstraßen erfordern jedoch allein wegen der Breite des Wagens von fast zwei Metern hohe Konzentration.
In solchen Passagen lässt man es lieber entspannt angehen und genießt das Interieur des Range Rover Sport SVR – eine Business-Lounge aus zweifarbigem Windsorleder mit konturierten, aber nicht übertrieben engen Sportsitzen und einem genialen Soundsystem der High-End-Marke Meridian, das mit dem V8 um die Wette musiziert. Ein paar Performance-Späße wie die Rennschalenoptik der Rückbank oder den kleinen Dachspoiler nimmt man dem Edel-Rover angesichts mancher Krawallo-Konkurrenten nicht krumm.

Die Zielgruppe des Range Rover Sport SVR dürfte sich auch am Verbrauch von 15,3 l/100 km kaum stören, genauso wenig wie am Preisaufschlag von über 25.000 Euro gegenüber dem 5.0 SC, der mit seinen 510PS ebenfalls nicht mehr mit Mofa-Führerschein gefahren werden darf. Die Zeit, in der Schlammwellen über Motorhauben schwappen, geht bei Land Rover also langsam zu Ende. Dafür schwappen ordentliche Umsätze in die Kasse: Mit 126.400 Euro kostet ein Range Rover Sport SVR in etwa so viel wie bis vor Kurzem vier Basis-Defender.

InControl: Handy-Apps sicher über den Bordmonitor bedienen

Für seine Infotainment-Systeme hat Jaguar Land Rover eine clevere Schnittstelle entwickelt, mit der sich Apps vom Smartphone auf dem Bordmonitor anzeigen und bedienen lassen. Das InControl genannte System funktioniert dabei vom Prinzip her ähnlich wie Apple Carplay oder das Google-Pendant Android Auto. Zunächst gilt es, die InControl-App (im Android- und iOS-Store erhältlich) auf dem Handy zu installieren und dieses per USB-Kabel mit dem Auto zu verbinden. Anschließend lässt sich InControl auf dem Bordmonitor antippen und starten. Die InControl-App gewährt Zugriff auf Kalender, Telefonkontakte und gespeicherte Musikstücke, sie erlaubt jedoch auch, diverse Apps, die nicht von Jaguar Land Rover stammen, zu nutzen. Die Navi-App Sygic ist ebenso darunter wie Helferlein zur Parkplatzsuche, zum Abspielen von Hörbüchern oder Podcasts. Die Handhabung klappte sowohl über ein iPhone 6 als auch das Samsung Galaxy S5 auf Anhieb, mit seinen großen Berührfeldern ließ sich InControl auch während der Fahrt schnell und sicher bedienen.Im Gegensatz zum übrigen Infotainment, das mit einer lieblosen und schwer durchschaubaren Menü-Gestaltung nervt. Die pixelige Navi-Darstellung, der zäh reagierende Touchscreen und die begriffsstutzige Sprachsteuerung im Range Rover Sport SVR wirken darüber hinaus antiquiert. Hier ist die Luxus-Konkurrenz von Audi und BMW einen deutlichen Schritt weiter.

Handy-Anbindung top, Bedienung Flop

InControl funktioniert mit den meisten Handys und überzeugt mit leichter Bedienung sowie praxistauglicher App-Auswahl. Das übrige Infotainment-System im Range Rover Sport SVR ist jedoch veraltet.

Fazit

Er ist viel zu teuer, durstig und eigentlich völlig überflüssig. Von derlei Nebensächlichkeiten abgesehen, begeistert der Range Rover Sport SVR mit seinem rigoros durchziehenden Kompressor-V8, genialem Sound und alltagstauglichem Komfort.

Technische Daten

Range Rover Sport 5.0 V8 SC SVR
Grundpreis129.600 €
Außenmaße4872 x 1983 x 1780 mm
Kofferraumvolumen489 bis 1761 l
Hubraum / Motor5000 cm³ / 8-Zylinder
Leistung405 kW / 550 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit260 km/h
0-100 km/h4,9 s
Verbrauch12,8 l/100 km
Testverbrauch15,3 l/100 km

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